Sommer in der Stadt
Meine Schanzenviertel-Tour mit der Kamera startet an der U/S-Bahn Station Sternschanze. Es riecht nach Sommer. Mein erster Blick fällt auf das Erdbeerhäuschen und die knallroten Erdbeeren in der Auslage. Auf dem Rückweg werde ich mir definitiv eine große Schale mitnehmen, um später mit den Mädels auf dem Balkon ein, zwei oder fünf Gläser Sekt mit Erdbeeren zu trinken.
Die Schanze im Wandel
Trotz galoppierender Gentrifizierung ist das Schanzenviertel ein Szenetreff in Hamburg und bei Sonnenschein sitzen die Leute auf den Bänken eng beieinander vor den Cafés auf dem Galao-Strich. Die Gesichter der Anwohner sind jetzt andere. Viele Anwohner mussten gehen, weil sie sich die Miete nach der Wohnungs(luxus)sanierung nicht mehr leisten konnten und machten so Platz für junge, finanziell stärkere Single- und Familienhaushalte.
Dass die Schanze dennoch bunt bleibt, dafür sorgen u.a. die vielen türkischen-, griechischen-, pakistanischen-, japanischen- und portugiesischen Restaurants und Gemüsehändler, die Street Art-Künstler sowie das besetzte Kulturzentrum Rote Flora.
Street Art im Schanzenviertel
Neben Street Art von Hamburger Künstlern wie Marshal Arts, Zipper die Rakete, Push, Liebsein, Hallo Karlo, Gerdt und vielen mehr, gab es diese Woche jede Menge Paste-Ups vom Berliner Street Art-Künstler El Bocho zu entdecken, der Hamburg regelmäßig einen Besuch abstattet und eine beständige Größe in der Street Art-Szene ist. Typische Charaktere die El Bocho mit der Hand auf Plakate malt sind Kalle und Bernd, die Überwachungskameras, Little Lucy, die kleine charmante Katzenkillerin und die meist übergroßen, melancholisch-verträumten Großstadtmädchen. Eines dieser Großstadtmädchen mit vorwurfsvollem Blick habe ich an der Stelle fotografiert, wo noch vor kurzem die Kult-Kneipe Dschungel stand, die nun im Zuge der Gentrifizierung abgerissen wird.
This Shit is Real
Ich gehe weiter in die Rosenhofstraße und schaue, ob auf der Wall of Fame ein neues Street Art-Piece hinzugekommen ist und treffe auf Little Lucy. Weiter geht es in die Eifflerstr./Lippmannstr. Hier sollte man bei der Street Art-Suche auch immer ein Auge auf den Gehweg haben, da diese Ecke ein Hundehaufentrettminengebiet ist. Die Eifflerstraße gehe ich durch bis zur Stresemannstraße, weil ich noch zur Schilleroper möchte. Auch hier war El Bocho in der Nacht aktiv und ich kann das Großstadtmädchen mit orangem Haar und den großen Augen schon von weitem sehen.
Meine kleine Street Art-Tour geht hier zu Ende. Auf dem Rückweg stelle ich traurig fest, dass das Großstadtmädchen auf der Baustelle in der Zwischenzeit entfernt wurde. Sie liegt in 2 Teilen in der Baugrube, aber ihre Augen sehen mich weiterhin kämpferisch an. Typisch Schanze.